Chronik 1908 - 1976

1908 wurde mit der Elektrifizierung des Ortes begonnen. Zunächst sind es 18 Gehöfte die mit Licht- und Kraftstrom beliefert werden. Die Kwh kostet 45 Pfennige.

1914 Bau einer Wasserleitung mit Pumpstation und Wasserbassin mit einem Kostenaufwand von 43000 Mark.

In den 1. Weltkrieg, der bis 1918 dauerte, zogen 95 Männer unserer Gemeinde. 15 von ihnen sind diesem Krieg zum Opfer gefallen.

1917 Am 23. und 25 Juni wurden die große und mittlere Glocke vom Kirchturm heruntergenommen und für Kriegszwecke verwendet. Die drei Glocken kosteten seinerzeit (1825) 828 Taler. Die große Glocke hatte einen Durchmesser von 123 cm, die mittlere von 97 cm. Beide Glocken wogen zusammen 1867 kg.

1921 geht das Pfarrgrundstück durch Kauf in Eigentum der Gemeinde über. Das Pfarrhaus wurde zu Schulzwecken nutzbar gemacht.

Errichtung des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Kirchhof.

1926 wurde die Bahnstrecke Erfurt - Nottleben in Betrieb genommen. Töttelstädt bekommt einen Bahnhof an der Straßenkreuzung Alach - Zimmernsupra - Töttelstädt.

Bahnhof 1926Der zur Eröffnung geschmückte Bahnhof Zimmernsupra-Töttelstädt.

1934 - 1935 wurde die Gemeinde kanalisiert. Die Haupt- und Nebensammler werden teilweise in Eigenleistung der Anlieger von Hand geschachtet und verlegt.

1937 wurde ein neues Gemeindebackhaus erbaut.

In diesem Jahr bekam auch die Feuerwehr eine Motorspritze mit einer Leistung von 400 Litern.

1939 - 1945 Während des 2. Weltkrieges werden 120 Männer der Gemeinde zum Wehrdienst eingezogen. Im Gasthaus "Deutscher Hof" wird ein Kriegsgefangenenlager für politische Gefangene eingerichtet, die in landwirtschaftlichen Betrieben zur Arbeit herangezogen werden. Später hinzukommende französische Gefangene bleiben bis zum Kriegsende. In den letzten Kriegstagen werden KZ-Häftlinge durch Töttelstädt transportiert und über Nacht einquartiert, bevor ihr Marsch zum KZ Buchenwald, der vielen von ihnen den Tod brachte, fortgesetzt wird. Der Krieg fordert unter den Dorfbewohnern 33 Opfer an Toten und Vermissten.

1945 Am 10. April besetzen amerikanische Truppen nach vorausgegangenem Artilleriebeschuss ohne Kampfhandlungen den Ort. Schmiedemeister Artur Müller bewahrt durch das Hissen einer weißen Fahne auf dem Kirchturm das Dorf vor der Zerstörung. Dennoch kommt es zu Einquartierungen und Plünderungen. Im Juni 1945 wird Thüringen auf Beschluss der Alliierten durch sowjetische Truppen besetzt und Töttelstädt bekommt einen sowjetischen Kommandanten mit Sitz in Molschleben.

1946 Umsiedlung der Deutschen aus Tschechien und den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Am 9. Mai 1946 kam ein geschlossener Transport mit 101 Umsiedlern aus dem Sudetenland an. Insgesamt nahm die Gemeinde ca. 250 Umsiedler auf.

1948 Auch in unserer Gemeinde wurde die Bodenreform durchgeführt. Dabei wurden 3 Betriebe enteignet und dem Bodenreformfonds übergeben. Neue Besitzer wurden Umsiedler aus dem Sudetenland und ein Bauer aus Töttelstädt.

1952 Am 9. August wurde das "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Land Thüringen" veröffentlicht. Danach sollte das Land Thüringen in die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl mit 32 Landkreisen sowie die Stadtkreise Erfurt, Gera, Jena und Weimar gegliedert werden. Töttelstädt wird dem Kreis Erfurt-Land zugeordnet.

1956 wurde mit einem Kostenaufwand von 45.000 Mark die Dorfstraße vom Erfurter Tor bis zur Kirche gepflastert.

1957 Der erste Fernsehempfänger der Gemeinde wurde am 5. Februar bei dem Friseurmeister Willi Zimmermann aufgestellt.

Am 30. November 1957 fand die erste öffentliche Elferratsitzung des Töttelstädter Karneval statt.

1958 hatte Töttelstädt 673 Einwohner.

Am 28. März wurde die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft "Der große Schritt" gegründet. Am Jahresende bewirtschaftete die LPG 220 ha und hatte 41 Mitglieder.

Nach einigen Monaten Bauzeit wurde der Kirchturm neu gedeckt. Ebenfalls wurde der Turmknopf heruntergenommen, repariert und mit einer neuen Wetterfahne versehen. 76 Jahre waren seit der letzten Herunternahme vergangen, deshalb wurde die Chronik für diese Zeit ergänzt.

1959 wurde im Mai eine zweite LPG von 5 Betrieben mit dem Namen "Weißbachtal" gegründet. Die eingebrachte landwirtschaftliche Nutzfläche betrug 48,6 ha.

Es wurde eine Omnibuslinie zwischen Bienstädt und Erfurt eingerichtet. Der Bus verkehrte dreimal wöchentlich.

Auf Beschluss des Rates des Kreises Erfurt wurde die Gemeinde Töttelstädt zum Zentraldorf erklärt. Zum Zentraldorfbereich gehören die Orte Zimmernsupra, Bienstädt, Alach mit Salomonsborn und Schaderode.

Seit Oktober dieses Jahres besteht in Töttelstädt eine Zentralschule. 4 Lehrkräfte unterrichten 123 Schüler in den Klassen 1 bis 8. Im Kindergarten werden 40 Kinder von 3 Kräften betreut.

1959 sind 16 Einwohner in Besitz eines Fernsehgerätes. Auch die Motorisierung nimmt weiter zu. Zur Zeit gibt es 8 Autos und 40 Motorräder.

1961 wurde eine neue Freileitung vom Bahnhof Zimmernsupra-Töttelstädt bis zum Ortseingang verlegt. In der Flur werden zwei Bohrtürme zur Gewinnung von Erdgas aufgestellt, die Bohrungen wurden wegen geringer Ergiebigkeit jedoch wider eingestellt.

Die Polytechnische Oberschule wird um eine Klasse erweitert. 8 Lehrkräfte betreuen 160 Schüler. Eine Kinderkrippe erfreut sich großer Beliebtheit.

1962 wurde die 1891 erbaute große Schule aufgestockt. Sie hat jetzt vier große Klassenräume.

1965 Die örtlichen Bekanntmachungen, die bisher vom Gemeindediener mit der Schelle bekannt gegeben wurden, werden nun von einer Ortsfunkanlage ausgestrahlt.

1967 wurde die Kleinbahn Erfurt - Nottleben aus Rentabilitätsgründen stillgelegt. 41 Jahre lang wurde die Strecke für den Personen- und Güterverkehr genutzt.

Bahnhof 1967Betriebsruhe auf dem Bahnhof Zimmernsupra-Töttelstädt nach der Stillegung.

1968 Weil Brot- und Kuchenbacken unrentabel geworden ist, wurde das 1937 errichtete Gemeindebackhaus zu einer Konsum-Verkaufsstelle umgebaut.

1970 wurde neben der kleinen Schule am 7. Oktober, zum "Tag der Republik", ein Kindergarten eingeweiht.

1973 In diesem Jahr wurde in der Landwirtschaft ein weiterer Schritt zur Großproduktion getan. Es wurde die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Töttelstädt gebildet. Die landwirtschaftliche Nutzfläche der LPG Töttelstädt, Bienstädt, Zimmernsupra und Alach wurde der KAP Töttelstädt übergeben.

1974 wurde am 10. März mit dem Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses begonnen.

Auf dem alten Sportplatz an der Straße nach Bienstädt wurde zum Gedenken an den Töttelstädter Komponisten Johann Ludwig Böhner von den Rentnern des Ortes ein Gedenkstein errichtet.

In diesem Jahr vereinigten sich die LPG Töttelstädt, Bienstädt und Zimmernsupra zu einer LPG mit Sitz in der Gemeinde Töttelstädt. Die LPG behielt den Namen "Der große Schritt".

1976 wurde am 8. Mai das neue Feuerwehrgerätehaus seiner Bestimmung übergeben.

An die große Schule wurde ein Neubau angefügt. Der Schulhof wurde befestigt und ein Springbrunnen angelegt.