Kreis Erfurt-Land

Der Kreis Erfurt-Land war ein von 1952 bis 1994 bestehender Landkreis in Thüringen (ehemals Bezirk Erfurt in der DDR), zu dem auch Töttelstädt gehörte. Die Kreisverwaltung (zu DDR-Zeiten Rat des Kreises) hatte ihren Sitz von 1954 bis 1992 in der ehemaligen Kurmainzische Statthalterei in Erfurt. Heute befindet sich in diesem geschichtsträchtigen Gebäude die Thüringer Staatskanzlei. Im Jahr 1993 lebten im Kreis Erfurt-Land ca. 46.240 Einwohner auf einer Fläche von 535 km². Im Zuge der Gebietsreform in Thüringen 1994 wurde der Landkreis Erfurt aufgelöst. Ein Großteil der Orte gingen als Stadtteile zur Stadt Erfurt über.

Die Entstehung des Kreises begann aber bereits im Jahr 1816 als preußischer Landkreis Erfurt. Dieser bestand in der Zeit von 1816 bis 1932, bis er mit dem nördlich gelegenen Landkreis Weißensee zusammengelegt wurde.

 

Aus der Geschichte des preußischen Landkreises Erfurt

Kreis 1816Landkreis Erfurt in den Grenzen von 1816

1816 - Nach der Niederlage von Napoléon Bonaparte legte der Wiener Kongress 1815 die Grenzen in Europa neu fest. Das Erfurter Gebiet wurde erneut den Preußen zugesprochen. Die preußische Regierung begann mit dem Aufbau einer neuen Verwaltungsorganisation. Im April 1815 entstand der Regierungsbezirk Erfurt. Im April 1816 wird dieser in neun Kreise geteilt, der Landkreis Erfurt wurde gegründet.

1819 - Auf Anordnung des Landrates wurden monatlich Schulzen-Konferenzen (Kreistag) abgehalten.

1820 - Auf Erlass von König Friedrich Wilhelm III. trat die Gewerbesteuer in Kraft.

1828 - Das Originalrezept für die Zubereitung von Aromatique wurde in Neudietendorf kreiert.

1831 - Die Cholera griff um sich. Besonders betroffen waren die Dörfer an der Gera.

1840 - In Kleinrudestedt wird die einzige Biedermeierkirche im Landkreis gebaut.

1842 - Der Kreistag bewilligt 9.557 Mark zur Pflege und Fürsorge von Geisteskranken und Taubstummen. Ein Hospital zur Betreuung ist z. B. das St. Georgii zu Büßleben.

1843 - Die erste Poststelle (Thurn und Taxis) wurde in Neudietendorf gegründet.

1847 - Die Strecke Weimar - Eisenach der Thüringer Eisenbahn, mit Haltestellen in Neudietendorf und Vieselbach, wurde eröffnet.

1851 - Gründung des landwirtschaftlichen Kreisvereins. Es entstanden zu dieser Zeit eine Vielzahl von weiteren Obst-, Gartenbau- und Lokalvereinen.

1861 - Die Pferdefahrpost zwischen Erfurt und Sömmerda wurde eröffnet. Die Kosten je Fahrt von Stotternheim nach Erfurt betrugen zuerst 6, später 7 1/2 Silbergroschen. Die Einnahmen des Kreises sind erstmals größer als die Ausgaben.

1863 - In Gebesee wurde mit dem Anbau einer neuen Farbpflanze, dem Saflor, auch falscher Safran genannt, begonnen.

1865 - Die Sparkasse in Vieselbach wurde gegründet.

1868 - Ersteinsatz von Dreschmaschine, Futtermaschine und Tiefpflug in Töttelstädt. Im Kreis gab es 56 Vereine mit 282 Mitgliedern.

1869 - Eröffnung der Eisenbahnstrecke Erfurt - Nordhausen mit Eisenbahnstationen in Gispersleben, Walschleben, Ringleben und erst 1897 Kühnhausen.

1872 - Die Stadt Erfurt schied aus dem Kreisverband aus. In Erfurt blieb jedoch der Sitz der Kreisverwaltung.

1876 - Im Landkreis wurden 103 Personen zur Einkommensteuer in einer Gesamthöhe von 525.272 Mark verpflichtet.

1878 - Es wurden die ersten Pferdefeuerwehren gegründet.

1879 - Auf 40 Gemeinden im Kreis kamen 24 Armenhäuser.

1880 - Die Volkszählung ergab 24.699 Einwohner und 4.461 Wohngebäude im Landkreis.

1883 - Die Krankenversicherung wurde auch auf die Landbevölkerung ausgedehnt. Es entstanden Ortskrankenkassen.

1885 - Der Landkreis beschloss den Bau eines Kreishauses als zukünftigen Sitz der Kreisverwaltung.

1887 - Berufsgenossenschaften organisierten sich im Landkreis.

1889 - Gründung der Raiffeisenkasse Witterda.

1893 - Der Vertrag zwischen der Königlichen Eisenbahndirektion und dem Erfurter Landkreis zur Einrichtung einer Eisenbahn von Kühnhausen nach Elxleben, Witterda, Dachwig, Döllstädt, Langensalza wurde abgeschlossen.

1902 - Die Einwohnerzahl im Landkreis hatte sich auf 33.116 erhöht.

1920 - In den Schulen, die dem Landkreis unterstellt waren, erfolgten erstmals Elternbeiratswahlen.

1924 - Durch die Zunahme der Dienstgeschäfte sah sich der Landrat veranlasst, Sprechzeiten von 8:00 bis 13:00 Uhr einzurichten.

1926 - Die Bahnstrecke Erfurt-Nord - Erfurt-West - Nottleben wurde in Betrieb genommen.

1932 - Mit der Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen wurden die Landkreise Weißensee und Erfurt zum Landkreis Weißensee mit Sitz in Weißensee zusammengeschlossen.

1944 - Der Regierungsbezirk Erfurt wurde bei der Aufteilung der Provinz Sachsen dem Reichsstatthalter in Thüringen zugeteilt.

 

Aus der Geschichte des Kreises Erfurt-Land

Kreis 1952Kreis Erfurt-Land in den Grenzen von 1952

1950 - Im Regierungsblatt für das Land Thüringen vom 6. Juni wurde die 1. Ausführungsverordnung des Gesetzes zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen im Land Thüringen veröffentlicht. Stadt- und Landkreis Erfurt wurden neu gegliedert.

1952 - Am 9. August wurde das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Land Thüringen veröffentlicht. Danach sollten die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl gebildet werden. Das Land Thüringen wurde in 32 Landkreise, darunter der Kreis Erfurt-Land sowie die Stadtkreise Erfurt, Gera, Jena und Weimar gegliedert.

1981 - Ein 40-stündiger Dauerregen im Thüringer Wald führte zu einem gewaltigen Hochwasser. Die Gera erreichte in Elxleben den bis dahin höchsten Stand. An ihrem Lauf kam es zu zwei Dammbrüchen zwischen Ringleben und Gebesee.

1984 - In Schloßvippach schlug ein Blitz in den Kirchturm ein und beschädigte das Turmdach erheblich. Am 11. Juli des selben Jahres fegte ein Wirbelsturm drei Minuten lang über Töttelstädt hinweg. 80 Prozent aller Häuser wurden beschädigt. Am schlimmsten traf es die Kirche, der Sturm hatte den Kirchturm abgehoben und weggeschleudert.

1985 - Der zu dieser Zeit einzige Motorsportclub im Landkreis wurde in Stotternheim gegründet.

1990 - Andreas Tuch (CDU) war der erste nach der Wende frei gewählte Landrat des Landkreises. Der Landkreis Erfurt (Thüringen) schloss mit dem Landkreis Mainz-Bingen (Rheinland-Pfalz) eine Vereinbarung über eine Kreispartnerschaft ab.

1994 - Das Thüringer Neugliederungsgesetz (ThürNGG) vom 16. August 1993 regelte die Neugliederung Thüringens in größere Landkreise und kreisfreie Städte. Der Kreis Erfurt-Land wurde zum 30. Juni 1994 aufgelöst. Sein Gesamtrechtsnachfolger ist der Landkreis Sömmerda mit Sitz in Sömmerda. Die Orte Alach, Frienstedt und Ermstedt wurden vorfristig am 1. April 1994 der Stadt Erfurt zugeordnet. Eine große Anzahl weiterer Orte des Kreises folgten dann zum 1. Juli 1994.

 

Die Landräte von 1816 bis 1994

  • 1816 - 1818 Freiherr Friedrich Heinrich Ferdinand von Keller
  • 1818 - 1850 Dr. Wilhelm August Türk
  • 1850 - 1864 Friedrich Ernst Thilo Johann Ludwig Freiherr von Hanstein auf Bornhagen
  • 1864 - 1900 Heinrich Wilhelm Karl Freiherr von Müffling
  • 1900 - 1919 Dr. jur. Max Louis Robert Voigt
  • 1920 - 1932 Dr. Willy Ide
  • 1950 - 1952 Herrmann Sonntag
  • 1952 - 1961 Edwin Bergner
  • 1961 - 1983 Kurt Scheitler
  • 1983 - 1990 Klaus Kirsten
  • 1990 - 1994 Andreas Tuch

 

Kreis Wappen 1993Das Wappen des Kreis Erfurt-Land aus dem Jahr 1993.