Ernst Heinrich Gebhard
(1757 - 1813)
Pomologischer Zeichner (Obstmaler) des "Teutschen Obstgärtners" und Hersteller von Obstmodellen
Ernst Heinrich Gebhard wurde als 3. Kind von elf Geschwistern am 22. Juli 1757 in Molsdorf geboren. Dort war sein Vater Jakob Heinrich Gebhard Pfarrer. Im Jahr 1764 zog er mit seiner Familie nach Töttelstädt in das Pfarrhaus um. Als Schüler waren Malen und Zeichnen die Lieblingsbeschäftigung von Ernst Heinrich. Er erlernte den Beruf des Konditors. Im Juni 1787 heiratete er die Töttelstädterin Susanna Dorethea Gewalt.
Im Pfarrhaus in Töttelstädt lernte der junge Ernst Heinrich den Amtsbruder seines Vaters, Johann Volkmar Sickler aus Kleinfahner, kennen. Pfarrer Sickler begann 1794 für das Magazin "Der Teutsche Obstgärtner" zu schreiben. Als Johann Volkmar Sickler einen Zeichner suchte, erinnerte er sich an das Talent des Töttelstädter Pfarrersohnes Ernst Heinrich Gebhard. Er bot dem nun schon 40jährigen die Mitarbeit als Illustrator an. Als Obstmaler fertigte er naturgetreue, colorierte Abbildungen von verschiedenen Obstsorten an.
Das ausgehende 18. und das 19. Jahrhundert war die Blütezeit des Obstanbaus in Deutschland. Tausende verschiedener Sorten von Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und anderen Obstgattungen, die einerseits aus Züchtungen stammten, größtenteils jedoch aus Zufallssämlingen hervorgingen, waren in Baumschulen, Klostergärten sowie den Anbauflächen und Hausgärten vor allem der ländlichen Regionen verbreitet. Zur Unübersichtlichkeit des vorhandenen Sortenspektrums trugen neben der Vielfalt auch noch die zahlreichen Lokalbezeichnungen der einzelnen Sorten bei. Darum war es das Ziel der Pomologen (Obstsortenkundler), die seinerzeit zumeist dem geistlichen Stand angehörten, System und Übersicht in die verwirrende Vielfalt zu bringen, um wertvolle Sorten empfehlen zu können. Aus diesem Bestreben heraus entstanden zahlreiche pomologische Schriften und Prachtwerke, in denen Obstsorten beschrieben und in farbigen Stichen aufwändig dargestellt wurden.
Bild aus dem Teutschen Obstgärtner, Band 20
In Friedrich Justin Bertuchs 1791 in Weimar gegründetem "Landes-Industrie-Comptoir" erschien 1794 – 1804 der "Teutsche Obstgärtner: oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen" des Pfarrers und bedeutenden Pomologen Johann Volkmar Sickler (1742–1820) aus Kleinfahner. Zu Sicklers und Bertuchs Bemühen um eine Systematisierung in der Pomologie (Obstkunde) gehörten auch die Herstellung und der Vertrieb eines "Pomologischen Cabinet, enthaltend alle im Teutschen Obstgärtner beschriebenen Obstfrüchte Teutschlands, über die Natur selbst geformet, in Wachs mit möglichster Treue nachgebildet".
1806 waren unter anderem 76 Apfel- und Birnensorten, 28 Kirschsorten, sieben Pfirsiche, drei Aprikosen und 26 Pflaumen von Gebhard fertig gestellt worden.
Verschiedene Wachsfrüchte auf dem historischen Inventarbuch
Ernst Heinrich Gebhard verstarb am 24.12.1813 im Alter von 56 Jahren an Typhus. Seine Frau berstarb sechs Monate später auch an dieser Krankheit. Bei der Belagerung von Erfurt, die bis 1814 dauerte, waren in Töttelstädt 800 Soldaten einquartiert. Diese brachten die Seuche in den Ort, an der 99 Einwohner verstarben. Das Ehepaar Gebhard hatte fünf Kinder, von denen nur zwei überlebten. Sohn Friedrich Gottlieb heiratete 1812 die Töttelstädterin Dorothea Keil. Tochter Susanne Maria heiratete ebenfalls 1812 den Pfarrersohn Heinrich Straube aus Gispersleben.
Ernst Heinrich Gebhard, Punktierkupferstich um 1790
Heute erinnert in Töttelstädt die Ernst-Gebhard-Straße und eine Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus an seinen verdiestvollen Bürger.